Der Mai ist gekommen :-)

Dein ganzes Wesen ist ein Widerhall, 
Gesetze, die aus fernen Weltall kommen,
Erneuern sich in dir, folg' dem in Frommen,
Erfüll'  sie schlicht und denk', du seist ihr Schall.
Doch glaub' nicht, Leben sei solch leichtes Glück,
Da du die Fernen spiegelst, bricht ein Feuer 
aus deiner Seele, wirfst du ungeheuer 
Gesetze deines Seins ins All zurück.

(Hans Friedrich Blunck)



Die hohe Blütezeit ist angebrochen, die Luft geschwängert von Myriaden schwefelgelben Pollen. Die Feiern zum 1. Mai bzw. in der Nacht vor dem 1. Mai in den Mai hinein hören zu den fest verankerten traditionellen Festivitäten in unserem Kulturkreis. Es ist das Fest des endgültigen Endes des Winters, die meiste Arbeit des Frühjahrs ist vorüber, alles blüht und grünt und schlägt aus. Es ist ein Wonnemonat, seit alters her wurden um diese Zeit die Brautwerber ausgeschickt und Hochzeiten mit Fortschreiten des Monats gefeiert. Die Nacht vor dem ersten Mai - die Freinacht - wird vom Jungvolk mit allerhand Schabernack gefeiert, der Liebsten wird ein Maiboschen vor die Tür gepflanzt. Der Text eines alten Volksliedes erzählt in der zweiten Strophe davon:

"Ich geh den Maien hauen wohl durch das grüne Gras und schenk ihn meinem Buhlen, die mir das Liebste was. Und ruf ich, wird sie kommen, an ihrem Fenster stan, empfangen Baum und Blumen, die sind gar wohlgetan." 

(Ich frage mich gerade, wer das alte Lied noch kennt und singen kann. Wir haben es in der Schule noch gelernt...) Stand am nächsten Morgen gar ein Besen oder schlimmer noch ein Strohmann vor Tor oder Fenster war das bitter: schloss es doch das Mädel aus der Reihe der möglichen Heiratskandidatinnen aus. 

Ein alter Brauch war das "Lehnausrufen", welcher ebenfalls von den jungen Burschen abgehalten wurde. Unter lautem Peitschenknallen zogen sie am Abend aus dem Dorf auf einen Anhöhe. In Ermagemlung ihrer stieg der Anführere schon auch mal auf einen Baum und sagt sein Sprüchlein auf: 

"Hier stehe ich auf der Höhe und ruf aus das Lehen, das es die Herren recht wohl verstehen, wem soll das sein?" 

Sofort wird ihm der Name eines Mädchens und eines jungen Mannes zugerufen, worauf der ganze Zug unter Peitschenknallen und Gesang bekräftigt: "In diesem Jahre noch zur Ehe." Die so miteinander durch Mailehen Verbundenen gingen das ganze Jahr über zusammen zum Tanz und aus mancher dieser gestifteten Verbandelungen entstanden richtige Ehen.

Der Mai ist auch die Zeit der Maifeuer, in denen man alles tote und abgestorbene des Vorjahres verbrannte. Die der Umzüge, des Maibaumsetzens und der Segnungen. In alter Segensspruch für die Felder vertraut auf germanische Gottheiten:

"Wut, Dunder und Dings,
Hütet die Saaten rings.
Wut gibt den Segen, 
Dunder den Regen,
Dings den Schutz allerwegen,
bei Wolf, Rab' und Schwert, 
bei der ewigen Erd'
sei mein Sprüchlein erhört."


Das Aufstellen des Maibaums gehört  in jedem Fall zu den Maifeiern. Er ist ein Sinnbild für die Hochzeit des Lebens, ein Segensspender und Lebensbaum, deshalb hat man ihn seit alters her auf Dorfplätzen mit viel Blasmusik, Speis und Trank aufgestellt. Es sind lange Stämme, denen oben eine neue Tanne aufgepflanzt wird, die aufwendig mit gewundenen Kränzen und Bändern geschmückt in luftiger Höhe das ganze Jahr über bis zum Herbst zu bestaunen ist. Dabei wird der Maibaum in der Nacht davor genauso wie die großen Funken (hoch aufgerichtete Scheiterhaufen, die zum Winteraustreiben angebrannt werden), in wechselnden Nachtschichten bewacht, denn man stiehlt sich gern gegenseitig das gute Stück. Dabei gibt es aber einige Regeln zu beachten: es darf nur ein Maibaum geklaut werden, der auch wirklich einer ist. Die schmückenden Zunfttafeln und die Dekoration sind tabu, selbstredend wird man sich nicht gegenseitig den Maibaum kaputt machen oder beschädigen. Ist der Baum erst einmal gestohlen kann er ausgelöst oder wieder gestohlen werden. In jedem Fall muss man sich ohne Anwalt einigen. Kann der Baum nicht ausgelöst werden so stellt man an der Gemeindegrenze einen Schandbaum auf. Damit alles möglichst lang geheim bleibt, wird der Baum in aller Heimlichkeit im Wald gefällt, an Ort und Stelle seiner Rinde beraubt und des Nachts von den Burschen zu Tal getragen. Wenn der geschmückte Baum anderen Tages erfolgreich gesetzt ist, die Sonne lacht und in den Mai getanzt wird, dann ja dann ist endlich Frühling, der Winter ist vergangen, wir sehen des Maien Schein.

Liebe Landsleute: Ich wünsche Euch allen ein wunderschönes, traditionelles Maifest im Kreise Eurer Lieben und jenen die Euch lieb und teuer sind. 
Landerun