Tolle Knolle



Dem "Alten Fritz" haben wir es zu verdanken, dass die Kartoffel zum Nahrungsmittel Nr. 1 wurde. Er erkannte, dass die Kartoffel die Versorgung der wachsenden Bevölkerung sichern könnte - Hungersnöte und Missernten traten leider immer wieder auf. Allerdings teilte die Bevölkerung die Meinung ihres Königs nicht, sie waren skeptisch und vorsichtig, wie bei allem was neu ist: so veränderte sich die Landwirtschaft durch den Kartoffelanbau, die 3-Felder-Wirtschaft hatte ausgedient, denn im 3. Jahr, in dem das Feld brach lag, die Tiere darauf weideten und es so auch düngten, sollte das Feld mit Hackfrüchten also z.B. der Kartoffel bestellt werden. Unter Hackfrüchten versteht man Kulturpflanzen, die während ihrer Wachstumsphase "behackt" werden - der Boden wird also bearbeitet, damit aufgelockert und das Wachsen von (Un)Kräutern verhindert. Die Bevölkerung erhält auf öffentlichen Vorführungen die Knolle als Geschenk nebst Anweisung zur deren Gebrauche. Die Bauern, so wird berichtet, machen keinen Hehl aus ihrer Ablehnung: "Die Dinger riechen nicht und schmecken nicht und nicht einmal die Hunde mögen sie fressen".  
Dann greift der König mit einem Erlass durch und droht mit Geldstrafen, trotzdem kam die Sache erst nach dem Ableben Friedrich des Großen in Gang. Eine der Legenden um den fintenreichen Fritz gibt es auch zum Erdapfel: Soldaten wurden zur "Bewachung" der Äcker abkommandiert, um die Bauern neugierig zu machen - was bewacht wird ist wertvoll - oder etwa nicht :-)? Man soll nun die Bauern die Kartoffeln haben mausen lassen. Die vielgepriesene Bauernschläue und an die Macht des Hungers werden das ihrige zum Siegeszug beigetragen haben, der Geschmack hat sich durch Züchtung weiterentwickelt und so haben wir heute viel Arten zur Auswahl, ob mehlig oder fest kochend, groß oder klein, gelb oder blau, orange oder rot. Die Kartoffel ist nahrhaft, gesund und ist das wertvollste Kohlenhydrat überhaupt schwärmte Herr Schubeck jüngst in einer Fernsehsendung.

100 g essbarer Anteil roher Kartoffeln enthält:
77,8 g Wasser, 2,1 g Eiweiß, 0,1 g Fett, 18,5 g Kohlehydrate, 2,5 g Ballaststoffe, 1,0 g Mineralstoffe. Vitamine: B1, B2, B6, C, Niacin, Pantothensäure, Biotin, Folsäure. Mineralstoffe: 3,2 mg Natrium, 443 mg Kalium, 25 mg Magnesium, 9,5 mg Calcium, 50 mg Phosphor, 0,8 mg Eisen. (Quelle: Chefkoch.de)

Traditionell gibt es ja zu Weihnachten in vielen Haushalten Kartoffelsalat. So habe ich mal in den alten Aufzeichnungen gestöbert, ein paar Rezepte zusammen gesucht - man gehe bitte immer von gekochten Pellkartoffeln aus, dann muss man dass nicht immer extra schreiben.

  • Warm
1,5 kg Kartoffeln in Scheiben schneiden, je 2 Tassen gekochte Erbsen und Möhren dazu geben. Dressing: 7 EL Weißweinessig, 2 EL Weißwein, etwas Zitronensaft, etwas Zwiebelwürfel wer mag, Salz & Pfeffer. Alles vermischen und damit es recht gehaltvoll wird kann man dann noch 200 g Schinkenspeck würfeln, anbrutzeln und dazugeben. 

  • Schlesisch
1 kg Kartoffeln in Scheiben schneiden. 2 Äpfel waschen, schälen, entkernen, fein würfeln. 6 kleine saure Gurken würfeln. 1 große Zwiebel - ebenfalls würfeln. 5 Salzheringe (gewässert, ausgenommen und enthäutet) würfeln. 200 g Jagdwurst würfeln, 1 Becher Fleischsalat, Mayonnaise & Senf, Salz und Pfeffer, 1 hartgekochtes, gewürfeltes Ei.  Alles vermischen und 1/2 Tag ziehen lassen



  • Böhmisch
1 kg Kartoffeln in Scheiben, Salz & Pfeffer, 1 Priese Zucker, 1 kleine feingehackte Zwiebel, etwas Gemüsebrühe, Essig & Öl, 2 saure Gurken, fein gewürfelt, 1 TL Kapern, 1 TL Senf, 2 Sardellen feingehackt, etwas Mayonnaise.

  • Tschechisch
1 kg Kartoffeln, 400 g in Salzwasser, dem ein Schuss Essig zugesetzt wurde, gegarte kleingeschnittene Champignons, 2 hartgekochte, gewürfelte Eier, 1 Zwiebel in Würfeln, 150 g Mayonnaise, zum Abschmecken je eine Priese Zucker und Pfeffer, etwas Zitronensaft

  • Mit Fleisch / Bratenresten
500 g Kartoffeln, 100 g gegartes Wurzelgemüse, 1 Zwiebel, 1 saure Gurke, 400 g Bratenreste oder gekochtes Fleisch, 100 g Mayonnaise, Salz, Zitronensaft oder Essig, Petersilie

  • Mit Dill & Nüssen
800 g Kartoffeln, 2 durchgepresste Knoblauchzehen, 100 g Walnußkerne anrösten und zerdrücken, 2 EL Essigwasser, 1 Bund Dill und 1/4 l saure Sahne



  • Mit Radieschen und grünen Bohnen
500 g Kartoffeln, 150 g gare grüne Bohnen, Schnittlauchröllchen, 1 Bund Radieschen - Blätter nicht wegwerfen, ein paar davon ruhig in den Salat geben - in Streifen :-), 200 g grob geriebene Möhren (Karotten / rote Rüben - das was die Karnickel / Hasen mögen :-))) 1/8 l Essig, 100 g Mayonnaise. Abschmecken. 

  • Ungarisch
Grundrezept: 1 kg Kartoffeln, 1 Zwiebel in Ringen, etwas Essig und Öl, Salz, Pfeffer und Zitrone. 

dazu: bunte Paprikawürfel und Sellerie sowie Essiggurken
oder: saure Sahne als Dressing, reichlich Paprikapulver und Schnittlauch 
oder: Mit Artischocken in Öl eingelegt, Paprika frisch in Würfeln, Petersilie 


  • Sächsisch - ohne Mayonnaise (hatten wir ja schon)
500 g Kartoffel, 1 gehobelter Apfel, 2 saure Gurken, 3 gewürfelte Tomaten, 1 gehobelte Möhre, 5 Radieschen in Scheiben, 1 Zwiebel gewürfelt ebenso 2 hartgekochte Eier, 2 EL Senf (Bautzner :-)), Salz und Pfeffer, 50 g ausgelassene Speckwürfel heiß darüber geben.

  • Sächsischer pfundweiser
je ein Pfund Kartoffel, rote Rüben, Äpfel, Salzheringe, Zwiebeln, etwas Öl, 3 EL Senf, Salz & Pfeffer, etwas Zucker und 10 gehackte Walnüsse

  • Szegediner Salat
4 Salzgurken gewürfelt, 500 g Kartoffeln, 2 Paprikaschoten, 4 Tomaten, 2 hartgekochte Eier, Salz, Essig etwas Öl. Alles vermengen, abschmecken dann noch mit 60 g Rapunzelsalat dekorieren
  • Amerikanisch
750 g Kartoffeln, 300 g Truthahnbrustfilets in Streifen geschnitten anbraten, dabei salzen und pfeffern und einen Zweig Rosmarin mit in die Pfanne geben. 
1 Dose Gemüsemais, 1 rote Paprikaschote in Würfel, ebenso eine rote Zwiebel, 2 gehackte Knoblauchzehen, 4 EL Erdnussöl

  • Süddeutscher
1 kg Kartoffeln (mit Kümmel als Pellkartoffeln kochen), 2 fein geschnittene Zwiebel, 1 Tasse Fleischbrühe, Salz & Pfeffer.

  • Elsässer
750 g Kartoffel, 2 saue Äpfel, 2 EL Schweineschmalz darin bitte je 2 feingehackte Zwiebeln und Knoblauchzehen anbrutzeln mit einen Schlückchen Wein ablöschen. 500 g Sauerkraut mit 1 EL Zucker, 2 Pimentkörnchen und einem Lorbeerblatt in 1/4 l Weißwein aufkochen und 30 min simmern lassen. Das Kalte Kraut unter den Salat heben und wer will schneidet noch 2 Rauchwürste hinnein.

  • Holländer
400g Broccoliröschen in Wasser mit etwas Zitronensaft und Zucker garen, 1 kg Kartoffeln, 300g Goudawürfel, 2 Matjeafilets gewürfelt, 2 EL Kapern. Dressing: 1 Bund Petersilie, 1 feingeschnitten Zwiebel, 1/4 l Wasser, Pfeffer, Salt Essig. unterrüchren, dann noch etwas Öl - fertig.

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Und um den Weihnachtsgedanken noch einmal aufzugreifen: Vom "Alten Fritz" stammt auch dies: 

"Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren [(öffentlich) bekennen], erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren[bevölkern], so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“ (aus einem Brief, 1740). 

Da kann man ruhig mal drüber nachdenken!