Von Springerle, Eierschaum und Anisbrötli


Gerade erinnerte mich eine Leserin an ein versprochenes Rezept. Nun da wollen wir nicht zaghaft sein 😊 es ist ja fast Weihnachten.

Das Objekt der Begierde sind diesmal Springerl, Springerle, die in der Schweiz auch Anisbrötli genannt werden. Das traditionelle Gebäck aus Eierschaumteig, welches in der Regel mit Anis gewürzt wird. Nicht nur zu Weihnachten wurden diese formschönen Gebilde kredenzt, nein auch an Ostern und Pfingsten, zur Hochzeit, Taufe mit entsprechenden Motiven. Wie die Spekulatius sind auch Springerl ein Bildgebäck, die vor allen Dingen in Süddeutschland, in Teilen der Schweiz und Österreich als auch im Elsass und Ungarn gebacken werden. Die deutsche Namensgebung ist wahrscheinlich der Eigenart des Gebäcks geschuldet, beim Backen aufzuspringen und einen Fuß auszubilden, welche das Gebäck auf die doppelte Höhe aufgehen lässt. Das Bild - sofern der Teig in ein Model gedrückt wurde - bleibt in aller Filigranität erhalten. Die Model selbst bestehen in der Regel aus Holz, meist aus Birne, weil es nicht splittert, überaus hart ist und nicht aufquillt, wenn es feucht wird. Die Modelschnitzerei gehört zur traditionellen Volkskunst, deren Ideenreichtum und Kunstfertigkeit in Museen bewundert werden kann. Ich habe schon traditionelle uralte Model im Antiquitätenladen für wenig Geld gefunden. Die habe ich natürlich ordentlich geschrubbt, auch auf die Gefahr hin diese nur noch zur Dekoration verwenden zu können. Aber sie haben sich wunderbar reinigen lassen und sind nun wieder im Einsatz und schmücken unseren Adventsteller mit wunderschönen alten Motiven. Es gab aber auch Model aus Keramik Stein oder Metall, aus dem Mittelalter sind solch erhalten. Für die Prägung des Teiges können alle Materialien verwendet werden, die ein Bild in entsprechender Struktur aufweisen. Lediglich auf die Lebensmittelechtheit sollte Wert gelegt sein. Die genaue Datierung der erstmaligen Herstellung liegt im Dunkeln der Geschichte, man geht davon aus, dass sie ihren Ursprung in der Hostienbäckerei haben. Diese sind ebenso mit hübschen Bildern versehen. So wundert es nicht, dass auch die Springerle vorerst mit kirchlichen Darstellungen geschmückt waren. Dies änderte sich im Laufe der Zeit. In den traditionellen Motiven wurde dem jeweiligen Anlass Rechnung getragen. So waren es z. B. Hochzeitskutschen, Paaren, Darstellungen von Liebe, Glück und Fruchtbarkeit. Im Nürnberger Raum heißen Springerle auch Eierzucker.

Das Rezept kommt mit wenigen Zutaten aus: 


  • 500g Puderzucker werden mit 4 Eiern schaumig gerührt.
  • 500g Dinkelmehl und zugeben und
  • 3g klumpenfreies Hirschhornsalz welches in
  • 1 -2 EL Kirschwasser aufgelöst wird.

Alles gut verkneten. Den Teig eine Stunde zugedeckt und kühl ruhen lassen. Für die Bearbeitung die Schüssel mit einem feuchten Tuch abdecken. Ein wenig vom Teig abtrennen, nochmals durchkneten. Bis zu 0,5 cm dick auswellen, die Oberfläche leicht mit Stärkemehl einstäuben. Dann das Model mit der Bildseite nach unten mit Kraft fest in den Teig drücken, schließlich senkrecht abheben. Mit einem Teigrädchen die einzelnen Motive voneinander trennen und auf einem Blech ca. 12 Stunden trocknen lassen. Nun auf ein anderes Backblech welches mit Anis bestäubt ist setzen und bei 130 - 160 Grad ca. 25 -30 Minuten abbacken. Ich backe es eher mit wenig Hitze, dafür länger. Probestück backen.

Abwandlungen:


  • Statt mit Hirschhornsalz 10g Natron zugeben.
  • Zugabe von Saft und Schale einer halben Zitrone
  • Limetten oder Orangen eignen sich ebenso.
  • Statt der Zitrone kann der Anis auch gleich in den Teig eingearbeitet werden. Auch kann der Teig mit Lebensmittelfarbe gefärbt oder nach dem Backen angemalt werden. Bitte vorsichtig hantieren damit das Springerle nicht zu weich wird. Springerle eignen sich auch als Behang für Traditionell geschmückte Weihnachtsbäume.
  • Statt mit Kirschwasser kann das Hirschhornsalz auch mit kalter abgekochter Milch angerührt werden. Hierzu nimmt man folgendes Rezept – gefunden im Mutterhausrezeptbuch der Diakonissen:


530g Puderzucker, 7g Hirschhornsalz, ein viertel Liter Milch. Miteinander verrühren und stehen lassen. Darauf gibt man Saft und Schale einer halben Zitrone und eineinhalb Pfund Mehl.

Anstelle des Arnis und den altbekannten weißen Springerle könnte man nun auch die Springerle mit Blüten bzw. Kräutern würzen. In Frage kommt hier Veilchen, Rosen, Wegwarte, Malve oder Lavendel. Die Blüten werden getrocknet und fein gemahlen in den Teig geknetet.