Bartflechte, Isländisch Moos und Co. Wundermittel der Natur - Buchbesprechung

Das vorliegende 128 Seiten starke Buch eröffnete mir einen völlig neuen Zugang zu der mich

umgebenden Fauna und Flora. Es beschreibt hübsch bebildert und anschaulich die vielen Arten der Flechten, die nur aufgrund der symbiotischen Lebensweise von Alge und Pilz sowie besten Umweltbedingungen gedeihen können. So ist das Vorhandensein von Flechten immer auch ein Indikator für vorherrschende Luftgüte, den Grad der menschgemachten Verschmutzung. Sie gehören damit zu den Zeigerpflanzen, zu den Pionieren, besiedeln sie doch unter auf den ersten Blick widrigsten Bedingungen. Da Flechten nur sehr langsam wachsen ist das Vorhandensein größerer Exemplare in der freien Natur schon fast ein Glücksfall, denn vor nicht allzu langer Zeit sammelt man sie noch rigoros ein um aus ihnen nicht nur Arzneimitteln, sondern auch Notnahrung oder stärkende Grützen für Genesende und Kranke zu bereiten. Einige Arten kommen in den vormals angestammten Gebieten überhaupt nicht mehr oder nur noch selten vor und sind mitunter geschützt.

In alten Überlieferungen finden sich etliche Pflanzen, die den gleichen Namen tragen wie z. B. Pulmonaria - was eine eindeutige Identifizierung schwierig macht. Versuche der eindeutigen Klassifizierung der Flechten und die bildhafte Darstellung reichen in das späte 16. Jhd. zurück. Nach und nach folgten Publikationen, in denen die beschriebenen Flechtenarten deutlich an Umfang gewannen. Mitte des 17. Jhd. waren es schon 204. Damit ist eine eindeutige Bestimmung und Zuordnung möglich. Im Laufe der Zeit geriet das Wissen um die Flechten zunehmend in Vergessenheit, auch in der Medizin werden heute nur wenige Arten – wie z. B. das Isländische Moos angewendet. Dabei haben Flechten aufgrund der enthaltenen Flechtensäure und ihrer spezifischen Zusammensetzung ein einzigartiges Wirkspektrum welches es unbedingt zu erforschen gilt. Der Cocktail der Flechtensäuren kann mehr, wirkt er doch äußerst effektiv gegen Viren, Pilze und Bakterien. So ist es nicht verwunderlich, dass die Flechten bei allen Erkrankungen der Atemwege und der Haut zur Anwendung kommen. Die enthaltenen Bitterstoffe wirken zudem aktivierend und reinigend. Daher auch die Verwendung der Flechten in der pflegenden Kosmetik und in der Parfümherstellung als Fixateur. Das vorliegende Buch beinhaltet sowohl eine große Fülle von Rezepturen zur Zubereitung individueller auf den jeweiligen Hautzustand abgestimmten Pflegeprodukte als auch volksheilkundliche Heilmittel.

Es gestattet einen Exkurs in die lange Geschichte der Verwendung der Flechten, gespickt mit Fundstücken aus alten Schriften, die wieder einmal eindrucksvoll die Kreativität, die Beobachtungsgabe und das Verstehen der Menschen aus früheren Zeiten dokumentieren. Mich fasziniert die Symbiotic zweier so unterschiedlicher Lebensformen hin zu einer ganz eigenen Kreation der Natur - einer Doppelnatur, deren Geheimnisse noch immer nicht gelüftet sind und im Nebel der Zeit teilweise verloren gingen. Das ist vielleicht auch gut so, denn die Gier gewisser Menschen kennt kaum Grenzen.


Bartflechte, Isländisch Moos und Co. Wundermittel der NaturAndrea TripplStocker VerlagISBN 978 3 70 20 17880