Mangelbrett & Heißwringer

Ich wundere mich immer, was es doch für vielseitige und sinnig durchdachte Geräte gab. Wenn ich mich erinnere, was Oma zu Hause hatte, z. B. einen mechanischen Sahneschläger - also einen Doppelquirl mit ´ner Kurbel dran - ich mir dann gleichzeitig überlege, dass ich wie eine Blöde ein Butterglas suche, einfach so zum Ausprobieren. Und wenn ich dann noch ein Teil, das sich "Rührfix" nannte, finde, dass Omas Sahnequirl und das Gefäß zum Butterschlagen vereint, ja dann denk ich mir: 

"Meine Liebe, du bist nicht halb so kreativ wie Oma das gewesen sein muss. Das kommt alles nur von den ach so wichtigen, alles könnenden monströsen Küchenmaschinen."

Ja, auch ich besitze eine. Eine Kleine, eine Bosch Mum 44, die hat die gute Schwiegermutsch vor 10 Jahren mir plötzlich zu Geburtstag geschenkt, als der Handmixer just beim Tortebacken den Geist aufgab. Passend. Dabei hat das Teil durchaus seine Berechtigung, wie viel Teig die schon geknetet hat, wie viel Sahne geschlagen. Seit neustens ratscht sie bei schwereren Teigen hin und wieder durch, möchte ein Zahnrad wohl nicht mehr, Materialpreis wahrscheinlich paar Cent. Dürfte aus Kunststoff sein, Plaste soll ich nicht sagen, meint mein GöGa, das klingt so "abwertend". Na, jedenfalls steht das Teil nun im Schrank. Weit vor Weihnachten schon. 

Ich habe selber geknetet und nicht kneten lassen. Es hat Spaß gemacht, ich merkte sofort, wann der Teig genug vom Walken hatte, freute mich, wenn der schwere Hefeteig anfing zu glänzen. Ich stand schwitzend vor dem alten Küchentisch, der schon wenigstens 50 Jahre auf den Buckel hat. Nicht ein bisschen gewankt hat er, stand wo er stand. Taufrisch war ich nach der Aktion nicht, aber ich war so glücklich. Klar ist das anstrengend, na und, das gibt bissel Mukkis. Dem Bürogenick tut so eine Extrabetätigung auch gut. In der häuslichen Bäckerei meiner Oma und auch meiner Mutter da wurde alles per Hand gemacht. So viel Gedöns wie man heute in der Küche hat war nicht notwendig.

Beim Waschen dreimal nicht. Es lief auch nicht jeden Tag die Waschmaschine. Das gab es nur einmal die Woche oder auch nur aller zwei, je nach dem. Kessel anheizen, Zuber und Wannen aufstellen, Wäsche sortieren, dann ging es los. Erst das feine Weiße, am Ende das von der Hofarbeit total Verdreckte. Mit dem Waschbrett und Seife ging es Flecken an den Fragen. Alles mit einem Wasser, jedes Wäschestück wanderte in den Zubern reihum: einweichen, Flecken rausschrubben, kochen, auswringen, spülen, wringen, spülen in klaren Brunnenwasser, wringen, aufhängen, trocknen, bügeln, wegräumen. 

In der Waschküche war es warm und dämpfig, Gekicher und Gesang schallten nach draußen, wo im Sonnenschein die Wäsche trocknete. War schon schwere Arbeit, aber es war gute Arbeit. Eine, die immer getan werden musste, eine, die ein gutes Gefühl gab, eine deren Ergebnis duftend nach Wäsche im Schrank lag. Nun wenigstens eine Schleuder gab es später, denn Mutter hatte oft Sehnenscheidenentzündung. Mangeln kannte ich nicht mehr. 

Auf Usedom gibt es das Bügeleisenmuseum, da wird man fündig: Eine Mangel ist ein Gerät um die Wäsche wieder glatt zu bekommen. Sie besteht aus zwei Teilen: Eine Rolle und eine kunstvoll verziertes Mangel- oder Plättbrett. So eine Handmangel war oft das Hochzeitsgeschenk vom Gatten an seine auserwählte Wäscherin :-). War der Mann geschickt, dann stellte es das Brett selbst her, es durfte ruhig etwas Besonderes sein, denn mit der Mangel wurde der Hausschatz der Frau, das richtig gute, schwere Leinenzeug, bearbeitet.

Die Handhabung der Handmangel war sehr mühsam. Die getrocknete und gefaltete Wäsche wurde auf die Rolle gewickelt. Dabei musste sehr sorgfältig gearbeitet werden. Glatt und faltenfrei musste die Wäsche gewickelt sein. Nun wurde die Wäscherolle auf einen großen Tisch gelegt und mit dem Plättbrett hin und her gerollt. Dabei musste ordentlich aufgedrückt werden, je mehr Druck, desto besser das Ergebnis. Anschließend wurde die Rolle entfernt und mit dem Brett ordentlich auf die Wäsche geschlagen. Schlechte Laune kann bei soviel körperlicher Ertüchtigung gar nicht aufkommen, höchtens Stumpfsinn, wenn es über den Kopf wächst und die Arbeit gar nicht mehr aufhört. Mangelmaschinen kamen erst Mitte des 18. Jhd. auf und waren eine wirkliche Erleichterung. Waschmaschinen erst viel später. erst mit Kurbel, dann mit Elektroantrieb, halbautomatisch und dann Vollautomaten, die alles alleine machen. Um die Waschmaschine bin ich froh, was tue ich mit der gewonnenen Zeit? Bloggen. In diesem Sinne:



Alle Bilder entstanden mit freundlicher Genehmigung im 
"Das verrückte Bügeleisenhaus"
Eisen & Glas Art Galerie
Ahlbecker Str. 30b
17454 Zinnowitz 
Aug / 2014


Öffnungszeiten: 

Täglich ab 10.00 geöffnet.
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