Sockstrickmaschinen, industrielle Rundstricker auch in Supergrob :-)

War das Stricken jemals ganz in der Versenkung verschwunden, hat die industrielle Herstellung und überhaupt die Schnelllebigkeit unserer Zeit diese alten bewährten Techniken jemals ganz in den Hintergrund gedrängt, oder gab es zu jederzeit ganz viele begeisterte Stricker, die auch das aktuelle Gusto nicht davon abhielt diesen alten Techniken zu frönen? Die von Menschen erdachten Maschinen, die das Leben einfacher machen sollen, es ermöglichen Dinge schneller zu fertigen, schreiten in ihrer Entwicklung stetig voran. Doch von den alten Maschinen geht eine betörende Faszination aus, die manchem Schätzchen zur Widerbelebung verhilft. Aber es sind auch noch alte Maschinen im unermüdlichen Einsatz wie in Isny / Allgäu bei „Allgäuer Bergstrumpf“. Hier werden eifrig Socken bester Qualität erzeugt, in der Werkstatt ist eine beständiges Klackern zu hören. Zum Video



elha, Baujahr 1963. RR 2 Syst. Rundstrickmaschine
für Armbündchen
d= 4 ¼ “ Feinheit ca E7-E8
Bild freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Wolfgang. Vielen lieben Dank. Bei Interesse hier melden: https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-bestandsliste.html?userId=19470699


Der Fachmann nennt industriell hergestellte Strümpfe „Kuilier- bzw. Wirkware“. Das ist ein wenig irreführend, denn beim Wirken bzw. Weben arbeitet man auf einem Webstuhl, auf den viele Fäden getrennt voneinander durch den Webstuhl laufen, diese werden mit einem Schussfaden, der waagerecht unter diesen sogenannten Kettfäden verläuft, verbunden – man könnte auch sagen verhäkelt – wird. Deshalb trudelt ein solches Erzeugnis auch nicht so schnell aus wie ein Gestricktes, die Maschenbilder sind vollkommen unterschiedlich. Das alte Wort wirken bzw. werkeln bedeutet „etwas zu Ende zu arbeiten“, das war sehr oft etwas zum Anziehen. Die gewerbsmäßige Strumpfstrickerei orientierte sich zunächst an der Weberei, auch hier wird ein endloser Faden in Schlingen gelegt und miteinander verwoben, was schließlich den Stoff bildet. Deshalb trudelt ein solches Erzeugnis auch nicht so schnell aus wie ein Gestricktes. Hier hat der Erfindungsgeist der Menschen verschiedene Möglichkeiten der Verbindung der Maschen hervorgebracht, die einfachste ist die „Trikotbindung“. Daneben gibt es z.B. noch das Doppeltuch, den Atlas, die Tuchlegung, die Charmeuse und die beliebten Jerseywaren. Oder auch die auf einer Raschelmaschine (sie heißt wirklich so) hergestellten Gardinen, Tüll- und Spitzenartikel. Strickstücke sind besonders dehnbar und elastisch, sie folgen der natürlichen Abfolge der Bewegungen der Träger. Durch Zu- und Abnahmen entstehen passgenaue Textilien. Strickwaren sind beliebt wie eh und jeh, ihre häusliche Herstellung wird niemals verschwinden, auch oder gerade wegen der industriellen Massenware. Von den ersten mechanischen Maschinen bis zu computergesteuerten Riesengeräten ist eine recht kurze Zeitspanne vergangen, wenn man bedenkt das zwischen 1850 und 1860 wurden die ersten Rundstrickautomaten gebaut wurden. Dabei konnte bis heute nicht genau festgestellt werden, wer nun der Erste war, der diese wundersamen Automaten erfand. Ursprünglich strickte man mit dieser Maschine einen Schlauch und war noch weit entfernt von den uns bekannten heutigen Maschinen. Dem Amerikaner Mac Nary wurde ein sächsisches Patent im Jahre 1860 erteilt, mit seiner Maschine war es möglich Fersen und Spitzen auf mechanischem Wege zu arbeiten. Auf Mac Nary´s Erfindung folgte um 1867 die Neuerung eines gewissen D. Bickford, dessen einzelne bewegliche Zylinderzungennadeln sich in den Schlitzen eines Nadelzylinders auf und nieder bewegen ließen. 1878 schließlich verbesserte Grisworld noch einmal die Maschinen und stattete sie mit einem Rechts-Rechts-Apparat aus. Damit konnten Strickwaren mit eingearbeiteten Rändern gefertigt werden. Diese Art von Maschinen wird als „Kleinrundrändermaschine“ bezeichnet. Möglich war dies durch eine Schlosskonstruktion aus fünf Teilen. Sie bestand aus einem Mittelteil oder Nadelsenker, zwei Seitenteilen und zwei Nadelhebern. Drehte man nun an der Kurbel, so fuhr der Schlossmantel außen am Zylinder entlang und bewegte seinerseits die Zungennadeln, welche den Endloswollfaden abstrickten. Ungefähr ein Drittel des Zylinders bedeckt das Schloss, dadurch sind einige Nadeln frei zugänglich und können per Hand nach oben gezogen – also außer Arbeit gestellt werden. Die vordere Hälfte der Nadeln, zum Stricker gerichtet, übernimmt dann das Stricken der Ferse und Spitzen, wobei man auch hier in festgelegter Reihenfolge Nadel außer bzw. in Arbeit stellt. Bei der Ausarbeitung von Spitzen und Fersen wird keine volle Drehung veranstaltet, sondern jeweils nur eine ½ bis ¾ – immer hin und her. 

Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Wolfgang.
Vielen lieben Dank.

Für die industrielle Fertigung wurden die Maschinen mit Antriebseinheiten ausgestattet und konstruktionsbedingt erfolgte bald eine vollautomatische Herstellung der Strickwaren. Ich habe es schon in Aktion gesehen, es ist sehr faszinierend. Es werden sogenannte Zählerketten in die Maschine eingehängt, die Länge der Kette der Maschine die ich besichtigen durfte war für drei Socken berechnet. Verschiedene Stifte steuern die Maschine an, was sie veranlasst Spitzen und Fersen zu stricken oder abzuschneiden.

Über Kettenzüge, Umlenkrollen, Hebel, Zahnräder und Stifte, also mit reiner Mechanik wird die Maschine angesteuert, selbst einen doppelten Rand zu stricken war möglich. Einer der Hersteller solcher Maschinen war z.B. Schott & Williams aus New York oder Schubert & Salzer aus Chemnitz. Selbstverständlich konnten auch buntgemusterte Socken gestrickt oder platinierte gearbeitet werden. Beim Platinieren werden zwei Fäden verarbeitet, wobei einer die Vorderseite bildet. Dazu wurden zwei gleich starke Fäden getrennt voneinander an die Maschine geführt. Diese Art der Musterbildung verlangt eine Verstärkung an besonders beanspruchten Teilen des Gestricks, also an Ferse und Spitze. Selbst dies ging vollautomatisch. Auch gerippte Strümpfe waren bald kein Problem mehr und die Firma Bentley hat es sogar geschafft einen Fünffarbenringelapparat zu konstruieren, die Entwicklung gipfelte in einem Jaquard-Automat. Es ist nicht verwunderlich, dass verschieden Zylindergrößen gab – aber ein Grobstricker unter den Rundstrickern – das war mir bisher neu. Genau dieses Fundstück veranlasste mich zu diesem Post.

Elha, Baujahr 1963. RR 2Syst. Rundstrickmaschine
d= 8“ Feinheit E 0,8 Supergrob für
Mützen und Schals.
Bild freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Wolfgang. Vielen lieben Dank.