An manchen Tagen da wird die kriegerische Geschichte der jüngeren
Vergangenheit gegenwärtiger als sonst. Deutsche Geschichte, die unserer Vorfahren, deine, meine, unsere. Fühlbar, greifbar, begreifbar. Unlängst
besuchte ich Peenemünde. Von Karlshagen aus führte ein Feldweg vorbei an
Kuhherden mit Jungtieren und Zuchtbullen. Friedlich lagen oder standen sie
wiederkäuend im Gras. Bienen summten, Falter flogen, eine Raupe kreuzte
geschäftig den Weg. Die Haare auf ihrem Körper glänzten im Sommerlicht. Eilig
hatte sie es. Auf dem Deich standen Riesenschirmpilze, ein Kutter fuhr tuckernd
über das Wasser. In der Ferne tauchten seltsame Gebilde auf. Beim Näherkommen
erkannten wir die Reste von Mauerwerk. Die Infotafel informierte: Hier befanden
sich die Bunker der Versuchsanstalt für die V2. Reste, Mauerteile, manch
dunkles Loch zwischendrin, nein, hier ist kein Ort zum Verweilen. Hier
fielen
Bomben, starben Menschen. Der gesamte Weg zurück nach Karlshagen führt durch
die Anstalt. Immer wieder Infotafeln, Gebäudereste, Fragmente, zugewuchert,
begrünt. Hier ist Sperrgebiet. Ein Zaun trennt das befriedete Stück Fußweg vom
munitionsbelasteten Territorium. Hin und wieder ein Loch im Zaun, im Gras ist
an diesen Stellen ein Pfad zu erkennen, Tierspuren auf dem feuchten Waldboden.
Pilze wachsen da. Rotkappen, Steinpilze, Maronen. Alles für die Schnecken. Kein
Mensch sammelt hier. Nie mehr wieder. Die Natur hat alles zugedeckt mit einem
grünen Teppich, alles friedlich. Hat sich alles zurückgeholt, mit Lebengefüllt, dass nicht zur Zerstörung neigt, Gleichgewicht. Heute ist das Geschrei
nach einem Umsturz in Europa wieder laut geworden. Längst liefert man sich
einen Abtausch, spricht vom Krieg. Als ich da durch das Areal lief, das in der
Tat beeindruckend ist, war das Geschrei allgegenwärtig. Das von damals und das
von heute. Wie viele Worte gibt es für das was dem Kriege folgt?
Am Abgrund das Unglück
Vor Hunger sterben mehrfachen Tot
verlassen, sehr bald verwaist
unbewohnt, wo Leben war,
Kummer, Beileid inhaltsleer
Erbarmungsloses Leiden in der Misere
Entseelt Bedrückung
Anteilnahme
Tragik der Beschränkung, bankrott, im Elend gottverlassen, Bürdevolle Depression Freudlosigkeit
Krise
Hoffnungslosigkeit Harm Herzleid Herzweh Jammer geisterhaft Knappheit Armut
Sorge schauerlich Kondolenz
Martyrium unmenschlich, geisterhaft Wunden
Krankheit
Siechtum heimgegangen
abgelebt unbevölkert still Traurigkeit Pein Schwermut Not
seelenlos Seelenschmerz
verschollen tonlos
atemlos erloschen
Drangsal Marter
verödet leblos
reglos fort
Gestorben steif
Menschenleer
Totenstille Qual
Ausgestorben
Kümmernis Leid
leer unbesiedelt
trist trostlos
verlassen verwaist
Einsam gefühllos
Stumpfsinn Schmerz
mutlos Trübsal
Trauer Schrecknis
Trübsinn Unglück
Verlust
Gram Schuld Sühne
Verzagtheit
Verzweiflung
Besinnt Euch, ehe es
zu spät ist!