Weltstar auf Mehlsäcken bot Klassik in der Mühle

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung
Weltstar auf Mehlsäcken bot Klassik in der Mühle
Primarius des Leipziger Gewandhaus-Quartetts kommt seit 20 Jahren nach Würchwitz


Von unserer Redakteurin YVETTE MEINARDT


Würchwitz/MZ. Genau vor 20 Jahren saß Frank-Michael Erben schon einmal in der Suxdorf er Windmühle. Er begleitete seinen Vater den berühmten Solist des Gewandhauses. Dieser spielte vor vielen Jahren n der Windmühle auf. Damals traf sich die Runde noch auf Mehlsäcken. Gerade mal elf Jahre alt empfand de Knirps die „Mühle“ als etwas Besonderes, Geheimnisumwobenes. ‚Ich weiß noch, als Humus das erste Mal zu uns nach Leipzig kam‘, erinnert sich der heute 3lJährige. „Er baute In unserem Flur eine riesige Filmmaschine auf, die sich krachend in Bewegung setzte und zeigte den „Jungbrunnen“. Meine Schwester Cornelia setzte sich ans Klavier und improvisierte“ Es entstand eine wunderschöne Filmmusik. Und im Laufe der Jahre sahnte der „Jungbrunnen“ auf vielen Filmfestivals diverse Preise ab.

Heute steht Frank-Michael Erben auf den Bühnen weltberühmter Konzerthäuser. 1986 debütierte er als Solist in einem Konzert des Gewandhausorchesters Leipzig unter Leitung von Kurt Masur. Seit 1987 ist er 1. Konzertmeister des Gewandhausorchesters. 1993 Übernahm Frank-Michael Erben die Position des Primarjus Im Gewandhaus-Quartett. Der Weltstar gastuierte in vielen europäischen Ländern, gab in Japan und in den USA Konzerte, war vergangen Woche bei Prinz Charles zu Gast (MZ berichtete). Die Verbindung zum Kleeland hatte über die Jahre Bestand. Nach Würchwitz kam der Weltstar ganz in Familie, schließlich war der Sonnabend sein erster Urlaubstag.

Normalerweise kennt ihn sein Publikum nur in Frack und Fliege. In Bockwitz erlebte man Frank-Michael Erben in Jeans und kurzärmeligem Hemd. Er stand mitten im Publikum, und die eingeschworene Gemeinschaft erlebte im wahrsten Sinne des Wortes seine Musik. Seine Nasenflügel vibrierten und er schnaubte leise als er sich seinem Spiel auf, der „millionenschweren“ Geige hin gab. „Das Publikum saß direkt um mich herum, so sah es jede Schweißperle. Als Künstler zieht man quasi aus“, sinnierte Frank-Michael Erben nach dem Konzert.

Er liebt nicht nur die großen Konzertsäle. “Gerade seiner Heimatstadt Leipzig ist das Publikum übersättigt, kann mindestens zwischen zwei, drei Konzerten pro Abend wählen. ‘ Hier auf dem Land saugen die Leute wie ein Schwamm solche Konzert auf. Besonders gern erinnere ich mich an die Konzertabende in der Würchwitzer Schule, da spielte ich so fünf, sechsmal. Ich glaube, sie fanden im Biologieraum statt. Jedenfalls stand da ein Model vorm Ohr und daneben hing ein Schild: ‚Bitte leihen sie uns ihr Gehör‘ Den Humor und die Herzlichkeit habe ich schon immer an Humus geschätzt“, erinnerte sich Erben.