
fiel mir eine Zeitschrift in die Hände, vielmehr ein kleines Heftchen, welches mir wieder
einmal auf erschreckende Art und Weise deutlich machte, wie sehr sich unsere Welt und der Bezug zu Heimat und Boden und den darauf wachsenden Pflanzen verändert hat. Es ist ein kleines Heft welches wohl irgendwann im dreißiger Jahren gedruckt wurde, welches Sammlern Anleitung gibt welche Pflanzen zu sammeln sind, wie sie behandelt werden müssen und wie sich der Aufkauf gestaltet. Um zu verdeutlichen wie dies damals gehandhabt wurde, sei das Vorwort aus besagtem Heft zitiert.
"Heilkräuter, Wurzeln u. Blüten.
Anleitung zum Sammeln und behandeln derselben
Vorwort
Wie viele Familien sich mit sammeln von Blüten, Kräutern und Wurzeln in den Monaten März bis Oktober ihr tägliches Brot verdienen, ahnen wohl die wenigsten. Natürlich gehören dazu Freude an der Natur, Fleiß und einige Erfahrung, welche sich jeder einzelne Sammler, der diese Zeilen mit Interesse verfolgt, bald liegst aneignet. Vielfach ist auch in manchen Gegenden die Landwirtschaft dazu übergegangen, sich mit dem Anbau verschiedene Heilpflanzen zu befassen und zwar mit bestem Erfolg. Doch davon soll hier nicht die Rede sein, sondern in der Hauptsache das Sammeln und Behandeln wildwachsender Kräuter usw., welches sich aufgrund gesammelter Erfahrung zu meinen und meiner Sammler Nutzen und Frommen hier niederschreibe.
Gleichzeitig wird in kurzen Worten erwähnt, wovon fast jeder Leser einmal im Leben vielleicht Gebrauch zu machen gezwungen ist, die Verwendbarkeit als Hausmittel der einzelnen Heilpflanzen, den jedes Kräutlein in der Natur hat seine Bestimmung.
Sammler, welche noch nicht bewandert sind, wählen am besten jene Sorten, welchen ihre Gegend am häufigsten vorkommen, denn in der Wahl des Artikels liegt selbstverständlich auch der Erfolg, denn es wäre logischerweise zwecklos, in einer Gegend, in der beispielsweise die Kamille prächtig gedeiht, sich mit sammeln von Kultur zu befassen, welche vielleicht nur in einzelnen Exemplaren zu finden sind.

Auch Blüten und Blätter sind, wenn schlechte Witterung eintritt, nicht auf den Dachboden zu belassen, sondern müssen ebenfalls durch künstliche Wärme schleunigst fertig getrocknet werden nur Sammelgut, dass die lebhafte Naturfarbe auch nach dem Trocknen beibehält, ist vollwertig. Auch muss ich darauf hinweisen, gesammelte Kräuter mindestens im Monat Oktober abzusenden, da dieselben durch längeres Lagern an Farbe und dadurch an Qualität und Wert verlieren. Der Versand erfolgt am einfachsten durch die Post in leeren Kartons. Große Sendungen gehen am besten als Frachtgut frei ab dort. Eilt gut-und Expresssendungen verursachen unnütze Spesen und wolle man davon absehen. Werden verschiedene Sorten gesandt, so bitte ich oben auf einer Aufstellung beizufügen mit Angabe der Art, Menge und Inhalt des Paketes. Ebenfalls ihre genaue Anschrift nicht vergessen, damit bei Überweisung des Geldes Irrtümer vermieden werden.
Der Sammler bzw. Aufkäufer, der sein Sammelgut an meine Firma sendet, hat sich nur an die Anleitung vorliegende Broschüre zu halten. Sobald ihre Lieferung 20 Reichsmark erreicht haben, erhalten sie den ausgelegten Betrag für vorliegende Broschüre zurückvergütet."

An Blüten wurde gesammelt:
- Arnika oder Johannesblume (Arnika Montana)
- Gänseblümchen, im Volksmund auch Maßliebchen genannt (Bellis Perennis)
- Holunderblüten (Floris Sambucus niger)
- Kamille (Matricaria Chamomilla)
- Katzenpfötchen (Gnaphalium dioicum)
- Kornblumen (Centaurea cyvanus)
- Mohnblume (Papaver Rhoeas)
- Lindenblüten (Flores Tilia Cordata)
- Maiblümchen / Maiglöckchen (Cenvallaria majalis)
- Märzenblümchen - uns heute besser bekannt als Huflattich(Tussilago Farfara)
- Nesselblüte (Lamiuma album) Weiße Taubnessel
- Pfingstrose (Paeonia officinalis)
- Rittersporn (Delphinium consolida)
- Ringelblume(calendula officinalis)
- Reinfarn (Tanacetum vulgare)
- Schlehenblüte (Flores acaciae)
- Schlüsselblume (Primula officinalis) - hier hat der Sammler zwischen Wald- und Wiesenschlüsselblumen zu unterscheiden 😊
- Wundklee (Anthyllis vulneraria)
Kräuter:
- Arika (Arika Montana)
- Augentrost (Euphrasia officinalis)
- Beifuß (Artemisa vulgaris)
- Betonie (Betonia officinalis)
- Bitterklee (Meyanthes trifoliata)
- Brennnessel (Urtica Urens)
- Brombeere und Himbeere (Fructus Fruticosus - Rubus idaeus)
- Bruchkraut (Herniaria glabra)
- Ehrenpreis (Veronica chamaedris)
- Erdbeere (Fragaria vesca)
- Erdrauch (Fumaria officinalis)
- Frauenmantel (Alchemilla vulgaris Sinnau)
- Grabkraut oder Schafgarbe (Alchemilla millefolium) o
- Gundelrebenkraut (Glechoma hederacea)
- Hirtentäschel (Capsella bursa pastoris)
- Johanniskraut (Hypericum perforatum)
- Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
- Mauerraute (Asplenium Beta munaria)
- Pfefferminze (Mentha piperita) o
- Sanikel (Sanicula europaea)
- Sonnentau (Drosera rotundifolia)
- Stiefmütterchen (Viola tricolor)
- Tausendgüldenkraut (Erythraea centaurium)
- Tollkirsche (Atropa belladonna)
- Veilchen (Viola odorata)
- Waldmeister (Asperula odorata)
- Wegerich (Plantago lanceolata) – auch hier die Unterscheidung zwischen Spitz- und Breitwegereich
- Wegwarte (Cichorium intybus)
- Wermut (Artemisia absynthium)
Die Liste der gesammelten Wurzeln:
- Attichwurzel (Sambucus ebulus)
- Baldrianwurzel (Valeriana officinalis)
- Blutwurz auch Tormentillwurzel (Potentilla tomentilla)
- Brennesselwurzel (Urtica urens)
- Eberwurz (Carlina acaulis)
- Haselwurz (Asarum europaeum)
- Hauhechelwurzel (Oononis spinosa)
- Kalmuswurzel (Acorus Calamus)
- Klettenwurzel (Arctium Lappa)
Verschiedenes:
- Eichel
- Faulbaumrinde (Rhamnus frangula)
- Fenchel (Foeniculum vulgare)
- Herbstzeitlose (Colchium autumnale)
- Hiften (Fructus cynosbati)
- Judenkirsche (Physalis alkekengi)
- Mutterkorn (Claviceps purpurea)
- Isländische Flechte (Cetraria Islandica)
- Spitzmorchel (Morchella conica)
„ist eine unserer gefährlichsten Gift pflanzen. Mit ihren verlockenden, glänzend schwarzen Bären hat sich schon manches Beeren suchende Kind vergiftet. Sie ist aber trotzdem eine wichtige Heilpflanze, für den Augenarzt unersetzlich. Die Blätter und Wurzeln, welche ebenfalls giftig sind, werden gesammelt und gut getrocknet. Auf keinen Fall dürfen Teile der Tollkirsche als Hausmittel Verwendung finden.“
Das ist alles was über diese Pflanze zu lesen ist. Über die Sanikel kann man lesen:
„wird bis zu 60 cm hoch mit kahlen blätterlosen Stängel. Ihre Blüten sind rötlich, blüht Mai bis Juni, Aufenthaltsort einzeln in Laubwäldern. Das Kraut findet Verwendung bei Schnupfen, wird auch fortwährend gesammelt. Und zum Wundklee heißt es: „blüht von Mai bis August auf trockenen Wiesen, reinen und Hügeln. Die schöne, rötlich gelbe und weiße Blüte wird ohne Stängel gesammelt und getrocknet. Das Kraut mit Blüte findet, wenn dasselbe zerquetscht wird, zum heilen von Wunden Verwendung.“

Alles Gute
Landerun