Als ich das Buch zum ersten Mal sah machte es mich sehr neugierig.
Ich weiß, wie man Käse selbst macht, solchen aus Milch vom Getier, den mag ich gern.
Doch ihn vegan herzustellen, daheim? Warum etwas vegan machen, was sonst aus tierischen
Zutaten gefertigt wird - die „Ersatzfrage“ möchte ich nicht diskutieren.
Das darf jeder für sich entscheiden.
Die Frage am Ende allen Testens war: Funktioniert es? Und vor
allem: schmeckt es? Beide Fragen können mit einem eindeutigen JA beantwortet
werden.
Das Buch ist ein typisches Stocker-Praxisbuch. Eins baut auf dem Anderen
auf, alles wird genau erklärt. Es sind einfache Rezepte enthalten, nach und
nach steigert sich der Schwierigkeitsgrad und die Länge der Zutatenliste.
Für
Mozzarella z.B. benötigt man Seidentofu, Sojajoghurt, Sojamilch, Reismilch,
Zitronensaft, Maisstärke, Agar-Agar, Salz und Kokosöl, raffiniertes, wegen dem Geschmack. Nach der
Prozedur hat man tatsächlich so was wie einen Pflanzenmozzi. Für Hartkäse
nach Parmesanart nur: Geröstete Cashewkerne, geschälte Mandeln, Sesamsamen,
Hefeflocken (habe Kräutersalz genommen), Meersalz. Das war ganz schnell fertig,
einfach in den Mixer geben. Das Gute: Man muss sich nicht sklavisch an die Rezepte
halten. Gerne habe ich die Fermentationsstarter - wenn für das Rezept notwendig - untereinander ausgetauscht.
Kombucha und Sauerkrautsaft (beide selbst gezogen) finden sich in meiner Küche,
nicht aber Rejuvlac (ferm. Getränk aus Vollkorngetreide) eben so wenig wie Kimchi
(milchsauer vergorenes Gemüse). Für beides ist aber auch ein Rezept im Buch
bei, damit man das selbst herstellen kann. Beim Rejuvlac ist der Aufwand
minimal, Fermentation geht nun einmal fast von selbst. Viele Rezepte basieren auf Soja, hier könnte die Lupine einen äquivalenten Ersatz bieten. Zugegeben, das Buch hat mir etwas Kopfschmerzen bereitet. Warum? Tja, das Besorgen der Zutaten gestaltete sich doch etwas abenteuerlich. Besonders die oft verwendete Zutat „Lupinenkerne in Salzlake“ war in meiner Gegend nicht zu bekommen, also selber machen. Nachdem dieIngridenzien endlich beisammen waren, konnte es losgehen. Als Tester standen Kinder, die bekanntlich sehr kritisch und gnadenlos ehrlich sind und Erwachsene, die mindestens ebenso kritisch waren, zur Verfügung: Veganer, Vegetarier, Nichtveggis, jeder machte mit. Wir hatten alle sehr viel Spaß, beim Zubereiten genauso wie beim Verkosten. Besonders den Kinder schien es sehr zu munden. Es gab eigentlich nur zwei Ergebnisse: totaler Genuss (was überwog) oder totale Ablehnung. Hefeflocken, so erklärte
mir R. C., mag er gar nicht so gerne, weswegen wir sie einfach wegließen. Das Ergebnis
war trotzdem tadellos. Nachwürzen, persönlich abstimmen ist schließlich erlaubt. Mir gefällt das Buch, es ist
schlicht, ehrlich und es funktioniert. Jedes Rezept ziert ein oder mehrere Fotos.
So weiß man, wie es am Ende auszusehen hat. Das perfekte Geschenk mit einem Stück
selbstgemachten „Veggikäs“ für alle die, die aus welchen Gründen auch immer auf den Genuss echten Käses verzichten. Was man haben sollte ist ein leistungsstarker
Blender oder ähnliches Gerät, damit die Zutaten sehr fein zerkleinert werden, dass das Endprodukt nicht nur täuschend ähnlich schmeckt, sondern sich auch so
anfühlt wie „echter Käse“. Ja, das Buch ist schon eine kleine Spezerei, so wie die grünen Naschereien am Ende auf dem Teller.
Die Autorin:
Marie Laforêt ist eine große Pflanzenliebhaberin und verzichtet auch aus ethischen Gründen auf Fleisch. Sie engagiert sich für eine ebenso gesunde wie wohlschmeckende Küche und teilt ihre Erfahrungen auf ihrem Blog www.100-vegetal.com mit ihren Lesern. Die leidenschaftliche Fotografin illustriert ihre Bücher auch selbst.
ISBN 978-3-7020-1532-9
Marie Laforêt -„Käse“ vegan
25 Spezialitäten aus pflanzlicher „Milch“ selbst gemacht
Aus dem Französischen übersetzt von Claudia Binder, 72 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover, Preis: € 12,95