Bohnen, Perchta, wilde Jagd, Heilige drei Könige

Die Weihnachtsgebräuche finden ihre Fortsetzung in den Zwölfernächten. Das sind die Nächte zwischen Weihnachten und den sogenannten „Drei-Königs-Tag“. In dieser Zeit werden die Tage zunehmend länger, was für die Altvorderen den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit symbolisierte. Erst um den „Drei-Königs-Tag“ werden sie wieder deutlich länger, die Wiedergeburt des Lichts wird abgeschlossen. Die Zwölfernächte oder auch Raunächte sind die unheimlichsten des ganzen Jahres, denn nach dem Volksglauben im germanischen Kulturkreis war es den Geistern, Kobolden und den „heidnischen“ Gottheiten erlaubt, in diesen Nächten allerhand Schabernack und Spuck zu Treiben. Insbesondere zwei Gestallten fallen in alten Legenden immer wieder auf Wotan / Wode / Wodan und seine Gemahlin Volke / Freya / Frau Holle / Frau Harke / Frau Sode / Holda genannt. Beide führen ein wildes Heer an, das aus den Seelen der Menschen besteht, die vor Ihrer Zeit abberufen wurden, die Mehrzahl von ihnen sind gefallene Krieger. Nachts ziehen sie brausend durch die Lüfte. Das wilde Heer bringt das Glück und Freiheit zu den Lebenden, Unglück und Strafe, zu dem, der ihm spottet. Um die Götter zu ehren wurden in früheren Zeiten allerhand Umzüge
Wodan die wilde Jagd - Friedrich Wilhelm Heine (1845-1921)
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durchgeführt, bescheidene Überreste davon sind z.B. die Drei-Königs-Sänger, die von Haus zu Haus singend und rezitierend die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland darbieten. Oft sind es Kinder, aber auch Erwachsene, die im festlichen, fantasievollen Putz wandeln. Einer von ihnen hat das Gesicht geschwärzt, trägt eine schwarzbelockte Perücke und große, goldene Ohrringe. Bald wird diese Figur, Melchior, deren geschichtliche Belegung wie auch die seiner Begleiter umstritten ist, aus der Schar der Sternsinger in seiner ursprünglichen Kostümierung verschwinden, man bemüht sich nach Kräften um eine politisch korrekte Ausdrucksweise.

Den Ursprung hat das Sternsingen derweil im christlichen Epiphanieasfest (Fest der Erscheinung des Herrn), bei dem die Wohnungen, eben oft in Begleitung der Sternsinger, gesegnet werden. Den Türsturz der Eingangstüre ziert danach ein mit geweihter Kreide das für Menschen sichtbare Zeichen der Segnung 20*C+M+B*13. CMB ist die Abkürzung für die Heiligen Drei Könige: Kaspar, Melchior und Balthasar, aber auch für das lateinische „Christus Mansionem Benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“. In der Regel geht man mit Weihrauch und Weihwasser betend durch Haus und Hof. Mein Opa tat dies noch selbst und brachte die Zeichen selber an, manchmal tat das auch der Pfarrer, anderenorts der Bohnenkönig. Dabei weiße, geweihte Kreide zu verwenden ist wichtig, denn nur der Rechtschaffene kann das sichtbare Symbol der Weihe, Segnung und Reinigung sehen. Böse Geister und Dämonen aber nicht, wollten Sie nun ins Haus hinein, so trifft sie der Segen wie ein Schlag, den man nicht kommen sah, heftig und unvermutet.

Dies ist das Gebet zur Segnung des Weihrauchs: „Herr, segne … diesen Weihrauch, den wir im Gedenken an die Gaben der Weisen aus dem Morgenland entzünden werden. Mache ihn zum Zeichen deines Segens,
De Hellige Trekonger besøger et Jysk Bondehjem
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wenn er unsere Häuser durchdringt, und mache unsere Wohnungen zu einem Ort der Brüderlichkeit und des Friedens.“

Ferner wird das Wasser am Dreikönigstag in manchen Regionen das Salz gesegnet. Wasser symbolisiert die Taufe und das gesegnete Salz gibt Kraft zurück. Um den Dreikönigstag veranstaltet die Christenheit allerhand, aber auch im Volke haben sich alte Traditionen gehalten bzw. man erinnert sich ihrer, bestimmt auch um sich seiner Herkunft und Zugehörigkeit bewusst zu werden, nicht wurzellos zu sein in der neuen, globalisierten Welt, in der alles zum Einheitsbrei im Feuer der Diskussionen um Schuld und Sühne zu verkochen scheint. Die Perchtentänze z. B. sind ein solches Beispiel. Namenspatronin ist die Göttin Perchta / Berchta. Sie ist die Gemahlin Wodans, die weiter oben unter den Namen Freya vorstellig wurde. Berchta
Krampus "Morzger Pass" Salzburg 2008 
Matthias Kabel - Quelle Wikipedia
nun bedeutet „Die Glänzende“ oder „Die Prächtige“. Bei den Umzügen für sie nahmen die Menschen in bunter Verkleidung teil. In der Schweiz gibt es die Glöckelsinger, die mit einem als Strohpuppe verkleideten Mann – dem Weiberl – singend von Haus zu Haus ziehen, dabei um eine Gabe bitten. Und nach dem Vortrag wird das Weiberl verkloppt. Warum konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wohl aber, dass es noch ein vorweihnachtliches Glöckelsingen gibt, welches, wie so viele andere Bräuche in der Zeit des Nationalsozialismus verboten war, in den 70iger Jahren aber wieder belebt wurde. Es sind die Dürrberger Glöckelsinger, die sich aus dem heiligen Paar, dem hartherzigen Wirt, Hirten und Blockflötenspielerinnen mit Rauschebärten zusammensetzen.

Die Weihnachtsfestivitäten finden ihren Abschluss ganz oft auch mit dem Bohnenfest, bei dem ein Kuchen gebacken, in dessen Teig eine Bohne versteckt wird. Erstmals belegt ist dieser Brauch um das Jahr 1412, Frankfurt an der Oder empfing den Kurfürsten Friedrich I. mit diesem Gebäck. In Bayern wurde statt der Bohne eine Münze eingebacken, die den gleichen Zweck - dem zufälligen Bestimmen eines Ersatzkönigs für einen Tag - diente. In der Eifel tat man gleich drei Bohnen in den Kuchen, schwarz, gelb und weiß. Im Saarland sogar 4, darunter eine besonders dicke, deren Auffinden den Finder zum Kamel für ein Jahr machte. In der Schweiz um 1390 belegt soll in Skandinavien, England und Frankreich diese Tradition viel früher entstanden sein. Hier läuft es wohl so ab: Abends versammeln sich die geladenen Gäste, der Kuchen wird in so viele Stücke wie Teilnehmer geschnitten, ein Kind bestimmt die Reihenfolge, wie die Stücke verteilt werden. Wer das Stück mit der Bohne erwischt ist der Bohnenkönig bzw. die Bohnenkönigin. Zum Königspaar gehört auch ein Hofstaat, der immer dasselbe zu tun hatte, wie das hohe Paar. Aß der König z. B., so aßen die Anderen
Fest des Bohnenkönigs - unbekannt
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auch, fing die Königin an zu tanzen, so tanzten sie auch. Wer sich weigert zahlt ein Pfand an den Hofnarren. Wem nun welche Rolle im Staate Bohne zukommt, darüber entscheidet das Los in Form von Papierzettelchen, die gern auch mit derben Sprüchen versehen werden. Die Bäcker der betreffenden Regionen sollen selbst das Backwerk an diesem Tage mit allerlei Sprüchlein verziert haben.

Warum aber die Bohne?
Sie begleitet die Menschen als Nahrungsquelle seit Jahrtausenden. Die Bohne war den römischen Frauen ein Symbol der Fruchtbarkeit. Sie wurden in Gräber beigegeben und die schwarzen Böhnchen den Lemuren / Laren, also den Poltergeistern, die als Strafe als Geist auf der Erde wandeln mussten, gegeben. Zu den Laren gehörten aber auch die Geister Jener, die einen gewaltsamen Tod erlitten hatten. Um sie loszuwerden nahm der Hausvater stillschweigend so viele schwarze Bohnen in den Mund wie hinein passten. Anschließend ging er zu einem Brunnen, mitternachts, ohne Gürtel, barfuß, allein, ohne Licht, die Hand zur Faust geballt, den Daumen unter den Fingern, schweigend. Er wusch sich dreimal, warf die Bohnen hinter sich, dabei durfte er sich nicht umsehen oder sprechen. Erst wenn das geschafft war sagte er seinen Vers auf: „Damit erkaufe ich mich und die Meinigen frei von Euch.“ Dann wusch er sich erneut und rief nun „Weichet all ihr Geiser des Hauses.“ So waren die Bohnen das Loskaufopfer, das die Lemuren annahmen und damit für ein Jahr die Bewohner in Ruhe ließen.

Den Christen aber ist die Bohne ein Sinnbild der Lust, wie man aus der Legende um das Freudenmädchen
Landis Ceres
Maria entnehmen kann. Diese zog sich mit einem Krug Wasser und einigen Bohnen in die Einsamkeit zur Wandlung zurück, Bohnen und Wasser erhielten ihr das Leben über viele Jahre. Vielen Priestern in der Antike war es untersagt Bohnen zu essen, bestimmt nicht nur wegen ihrer – allen Hülsenfrüchten gemeinen – blähenden Wirkung, die dann eher Darmwinde als geistige Ergüsse hervorrief.

Eine schöne Geschichte um die Bohnen ist diese: Zwei Jäger saßen bei einer Mahlzeit die aus Wildbret bestand. Sie waren sehr dankbar für dieses Gericht, denn sie kannten auch große Not. Da stieg aus den Wolken ein schönes Mädchen herab und lies sich etwas abseits nieder. Die Jäger nahmen an, dass sie ein Geist sei und bewirteten sie mit dem besten Stück des Wildes. Zum Dank dafür belohnte das Mädchen die Jäger: Da wo ihre Rechte Hand gelegen hatte wuchs Mais, da wo die Linke geruht hatte Bohnen. So hatten die Jäger und ihr Volksstamm immer genug zu essen. Der Name des schönen Mädchens ist Ceres, die Göttin der Feldfrüchte.

Zur Belebung des Brauchtums nun wäre ein radförmiger Kuchen, der geflochten sein kann sehr gut geeignet. Das Runde stellt den Jahreskreis und das Flechtwerk den Verbund allen Seins dar.

In diesem Sinne: Belebt das Brauchtum altwieder!


Quellen: Vollmers Mythologie aller Völker, Die Sitten und Gebräuche der Völker: `Der Germanische Kulturkreis´, http://www.salzburg.com/wiki/index.php/D%C3%BCrrnberger_Kl%C3%B6ckelsingen)