Altes Kräuterbuch & der Schierling

Es ist wirklich unglaublich, was in manchen alten Büchern steht. Sie sind einfach immer wieder eine riesen Überraschung. Eins von meinen Lieblingsbüchern ist das unten abgebildete. Leider kam es ohne Bilderteil an, die hat jemand unbarmherzig aus dem Buchblock gerissen. Nichts desto trotz: die Rezepte und alle Erklärungen sind vorhanden. Ob noch zeitgemäß oder nicht das muss man dann im Einzelfall entscheiden.
Im unten abgebildeten Buch fand ich eine überaus ausführliche Anleitung für die Verwendung von Schierling. Das ist sehr erfreulich, denn das Schierlingskraut wird in einschlägigen Kräuterbüchern als giftig beschrieben. Wissen ist ja bekanntlich Macht.
So steht nur im Buch geschrieben:
Zitat: " ... die Blätter besitzen im frischen Zustand eine heftige, scharf betäubende Wirkung, gelten daher in kleineren Gaben als ein auf die Lebensorgane erregend, auf die Nerven aber beruhigend wirkendes das Heilmittel, welches hauptsächlich gegen Krankheiten des Blut-Wasser-Systems, gegen Geschwülste und Verhärtungen der Drüsen, gegen Skropheln, ferner gegen krebsartige Geschwüre, gegen krampfhafte Leiden usw. empfohlen und in Pulver innerlich, auch äußerlich zu Umschlägen, im Aufguss zur feuchten Umschlägen verordnet wird. 
Gebräuchliche Präparate sind der giftige Auszug aus dem frischen oder aus dem trockenen Kraut, das Pflaster und die Essenz, doch wird die letztere weniger verwendet. Gegenmittel bei Vergiftungen durch Schierling ist Strychnin mit Opium.
In der Homöopathie ist der mit Weingeist vermischte Saft des frischen Krautes nicht nur eine der wichtigsten Arzneien gegen Krätze, Flechten, Krebsgeschwüre, drüsengeschwülste, Drüsen Verhärtungen und skrophulöse Augenleiden, sondern wird auch als wirksam bei Schwindel, Gesichtsschmerz, grauen Star, Bleichsucht, trockenen krampfhusten, Verstopfung, Harnverhaltung, übermäßigen nächtlichen Samenergießungen, unterdrückter Menstruation, ferner bei Traurigkeit, Missgunst, Ängstlichkeit, Umut,Trübsinn, Unlust zur Arbeit, Vergesslichkeit und Schwäche im Kopfe, Ausfallen der Haare auf dem Kopfe, Brausen und  Klingeln in den Ohren, häufiges Aufstoßen, Sodbrennen, Magenkrampf, Leibesverstopfung, vergeblichen Drang zum Stuhle, hartem Stuhle, schneiden in der Harnröhre beim Urinieren, bei Mutternkrämpfen, Husten, Engbrüstigkeit, Kälte der Füße und Hände, bei Schwächezuständen des Greisenalters Komma bei Krämpfen und Anfällen von Schwäche und anderen krankhaften Erscheinungen bei hysterischen Frauen, Fallsucht, Skrofulose, Wassersucht, Gelbsucht, Schlagflüssen, Flechtenausschlägen, Leberflecken, Katarrhalfieber, Leberverhärtung, Zeugungsunfähigkeit, Nachtripper, bei unterdrückter Menstruation, Menstruationsbeschwerden überhaupt, weißem Fluss Komma kurzem Atem, Lungenentzündung und Lungenschwindsucht empfohlen..." 
Das ist ja nun doch eine ganze Menge, für das der Schierling herhalten muß, die Homöopathie kennt ja bekanntlich kein Gift im herkömmlichen Sinne. So ist die Vielseitigkeit dieser äußerst giftigen Heilpflanze in den Händen kundiger und heilkräftiger Ärzte und Heilpraktiker bestens aufgehoben. Für den Laien gilt: Finger lieber weg. 
Zu meinem großen Bedauern muss ich gestehen, dass ich noch nie eines wahrhaften Schierlings ansichtig wurde, wohl weiß ich aber, dass man ihn unbarmherzig verfolgt und wo immer gefunden auch ausgerissen hat. Dabei  - so werde ich fast täglich belehrt- wächst nichts in unserer schönen Heimat, das nicht irgendeinen Nutzen hätte. Sollte sich irgendwann einmal die Gelegenheit ergeben werde ich hier natürlich ein schönes Bild einstellen.