Der deutsche Wald

Detlev Arens hat sie alle: Die höchsten Höhen und die Niederungen, die Auen und das Heideland. Großformatig, schwer kommt der reich und wunderschön bebilderte Prachtband daher. Stimmungsvolle Fotos, Aquarelle, Holzschnitte, Gemälde, Kartenmaterial, Detailaufnahmen und Zeichnungen, dazu so unglaublich viel Einblick in das Thema Wald gewährt das allumfassende Werk. Wissen und Liebe zur Heimat atmen die Seiten. Wie habe ich es genossen, dieses Buch ist Labsal für die Winterzeit. Es lehrt die Zusammenhänge der Lebensgemeinschaft Wald zu verstehen. Ich gehe mit wacheren Augen durch den Wald, was mir vorher nicht zugänglich, nicht bewusst gewesen ist, ist nun fühl- und sichtbar. Welche offensichtlich unterschiedlichen Waldtypen es gibt, nimmt das Auge wahr, aber die feinen Unterschiede, das Verborgene, das man entdeckt, wenn man jeden Tag im Grünen ist, das beschreibt Herr Arens.

So lernte ich, welche Bäume auf welcher Art Boden gedeihen, in welchen 
Pflanzengemeinschaften sie leben – das ist wichtig für die Pilz– und Kräutersuche und erlebte z. B. das forsche Aufstreben der Krautschicht eines Buchenwaldes und deren Verschwinden im späten Frühjahr mit ganz anderer Wahrnehmung als all die Jahre davor. Ich wusste ja nun um die tieferen Zusammenhänge.

Zum Wald gehören auch die Stimmen des Waldes: Der Gesang der Vögel, fällt da zuerst ein, aber es ist viel mehr. Das Rascheln der Maus unter einer Wurzel in ihrer Höhle, das Geräusch äsender Rehe, das leise Schmatzen, wenn der durchnässte Boden die Schuhe freigibt, das Flüchten des Wildes im Dickicht, der Schrei der Eichelhäher,
das Tropfen des Wassers von den Bäumen, das Murmeln der Bäche, das Rauschen der Tannen. Die Deutschen sind waldverbunden, so wie kaum ein anderes Volk. Im Gehölz kehrt Ruhe ins Herz ein, gute, reine Luft in die Lungen. Hier leben die alten Götter, die Fabelwesen und Naturgeister, auch die Knusperhexe und die sieben Zwerge, die Geschichten, Sagen und Mythen unserer Kindheit. Unsere Erinnerungen sind mit dem Wald verbunden. Wir leben mit dem Wald, in ihm und von ihm. Leider oft so exzessiv, dass der Geliebte Schaden nimmt um des schnöden Mammons willen. Der Autor nimmt uns mit auf die Reise in unsere Vergangenheit, hin zu den Köhlern und Glasbläsern, Flößern und Holzfällern, zu dem Holzhunger der sich vergrößernden Menschengemeinde. Die wenigsten Wälder sind heute unbewirtschaftet, sie sind Teil der Kulturlandschaft, deren Antlitz beständigem Wandel unterworfen ist. Aber es gibt auch noch Ecken in Deutschland, da darf der Wald sein wie er will: wild, wachsend, raumgreifend, erobernd. Wer den deutschen Wald als Ganzes
begreifen will, der findet in dem Buch die kultur-geschichtlichen Antworten und sicher auch im Forst, im Eichenhain und zwischen den schlanken Stämmen der Birken an einer Quelle. Ich liebe dieses Buch. Danke dafür.


Der deutsche Wald Gebundene Ausgabe – 20. Juni 2013
von Detlev Arens
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Komet Verlag Gmbh
Sprache: Deutsch

ISBN-13: 978-3869410012