Die Suxdorfer Windmühle

Quelle: Heimatkurier für das Osterland - Altenburg - Schmölln / 28. August 1993 / Nr. 35 (172)
Mühlengeschichte - aufgeschrieben und erzählt von Isolde Gahlauf und Dr. Karl-Heinz Gehlauf

Die Suxdorfer Windmühle


Hochtrabende Worte gehen schon immer bei der Windmühle weg!    

Die Windmühle am Kreis- und Landeszaun

Im Kreis Altenburg befanden sich früher zahlreiche Windmühlen; heute kann man nur noch die ehemaligen Standorte feststellen. Da lohnt sich schon ein Blick über die Kreis- und Landesgrenze nach Zeitz und dem Sachsen-Anhaltinischen. Gleich nach dem Passieren der Grenze erblickt man auf der B7 am Horizont dieSuxdorfer Windmühle bei Bockwitz - richtiger gesagt, man kann den Wiederaufbau täglich verfolgen, was bei einer Windmühle in unseren Tagen schon eine Seltenheit ist und nicht verpasst werden sollte.
Immerhin blieben durch das Mühlensterben in Deutschland von 1895 16000 Windmühlen, 1939 nur noch 4700 übrig. In Sachsen sind es nur noch ein knappes Dutzend.
Bestimmen wir die Örtlichkeit in zirka 300 Meter über dem Meeresspiegel etwas näher: Heute "Windmühlenweg 11", früher postalisch zur Suxdorf gehörend, telefonisch über Kayna zu erreichen, rechnet nun alles zur GemeindeWürchwitz.
Die erste Windmühle wurde dort 1836 von  Christian Wagenbreth als Holländerwindmühle gebaut. Alte Rechtsvorschriften verlangten, dass neben Windmühlen im Abstand von 100 Metern keine Bäume angepflanzt und auch nichts gebaut werden durfte. Auch der Abstand zur Straße war einzuhalten. Da aber der erste Besitzer auch Felder besaß, war natürlich manches auf eigenem Grundstück einfacher.
Die ersten Holländermühlen wurden wahrscheinlich im 16. Jahrhundert errichtet. Technologisch sind sie eine Weiterentwicklung der Turmwindmühlen. Sie sind aber sturmsicherer, aber wir werden sehen, nicht in jedem Sturm. Es sind zylindrische, fast vollständig aus Stein gemauerte Mühlen, das heißt nach oben aufgrund aerodynamischer Erfordernisse konisch verjüngt. Die obere drehbare Kappe wurde mit dem Flügelkreuz per Hand über einen „Steert“ oder ein inneliegendes „Gaffelrad“ wie in  Suxdorf oder später auch vollautomatisch über eine Windrose in den Wind gedreht. Es gibt ein – oder mehrgeschossige „Galerieholländer“ oder auch „Wallholländer“  beziehungsweise auch „Kellerholländer“.

Die 1836 geschaffene mehrgeschossige Erdholländermühle in Suxdorf war damals niedriger als heute. Der Mühlkörper erreichte 8 Meter Höhe, dazu kam das Dach mit etwa 3 Metern Höhe. Ursprünglich hatte die Mühle Hechtjalousieflügel mit automatisch sich auf Winddruck öffnenden beziehungsweise schließenden Klappen. Eine solche Flügelart, vom Fliegermajor Bilau erfunden und von der Firma Karl Kühl angebaut, gibt es in den neuen Bundesländern nur in zwei Mühlen: Parens bei Riese und Neubuckow. Später waren es Ventikanten-Dreheck-Flügel, abgeleitet von einem Flugzeugtragflächenprofil. Jeder Flügel hat eine feststehende Seite, die andere ist klappbar. Es ist anzunehmen, dass bei aller schwerer Müllerbuckelei doch auch immer eine Aufzugsvorrichtung für das Mahlgut vorhanden war. Müllermeister und Gehilfe mussten alles, was mit dem Mahlen zusammenhing, bewältigen, und vieles sah beschaulicher aus, als die tägliche Arbeit es erforderte.