Sag mir wo die Blumen sind

Wieder einer dieser Tage, die man nicht hätte, wenn der Mensch nicht so wäre wie er nun mal ist. Dabei war am Sonntag Volkstrauertag. Und ehrlich, der Sonntag ist so gut wie jeder andere Tag für das große Weinen, wenn man im Netz die neusten Nachrichten liest, Sirenen heulen wegen Luftangriffen, Angehörige weinen um ihre getöteten Kinder, Mütter, Väter, Verwannte und Freunde. Nicht mal ansatzweise können wir ermessen, was in anderen Teilen der Erde die Menschen ertragen müssen. Und wofür das alles? Ich kann mich an das erste und einzige Gedicht, dass mir bei einem Fahnenapell jemals vorzutragen erlaubt war erinnern. Ich war in der ersten Klasse, furchtbar nervöse und hatte nur ein paar wenige Worte in der Reihe der Kinder zu sagen:

Frieden ist schön, 
ich kann auf der Wiese liegen 
und furchtlos zum Himmel hoch sehn. 
Frieden ist schön.

Immer schon geistert mir das Gedicht durch den Sinn, besonders wenn im Tiefflug mal wieder einige Jets durch das Tal donnern und ich mein wild schlagendes Herz in der Brust spüre. Fast lautlos kommen sie, mit einem Mal sind sie da mit einem Höllenlärm, manchmal fliegen sie eine Schleife. Mein Kindchen erschrak bei einem solchen Manöver schrecklich und lies sich fast nicht mehr beruhigen, trotz dass ich es kommen sah und die kleinen Ohren zu hielt, das Kind fest an mich gepresst. Ich weiß, da fallen keine Bomben, hier nicht. Es macht mir Angst, all diese totbringende Technologie, dafür ist immer Geld da. Ich verstehe die Begeisterung für Waffensysteme und Kriegstechnik nicht. Was kann der Mensch nur für ein garstiges Ding sein, entmenscht, zu allem imstande, keine Moral, keine Verantwortung. Wer kennt die Wahrheit, die Hintergründe? Ich nicht. Ich weiß nur das, was die Medien verkünden, ihrer gibt es viele. Wer lügt, wer ist Handlanger, wer spricht die Wahrheit? Wie viele Wahrheiten gibt es? Geh hinaus und schau den Himmel über Dir an, Nachts, wenn alles schläft, sieh die Sterne funkeln, seit einer Ewigkeit leuchten sie auf die Erde unter deinen Füßen, die hoffentlich Heimaterde ist. Meine Vermieterin ist schon über 80 und manchmal erzählt sie mit einem Beben in der Stimme von der schwersten Zeit. Sie beschließt die Erzählungen mit immer dem gleichen Satz: "Ach, wenn doch bloß niemals wieder ein Krieg kommt."