Piep-Show

Ich seh´ ja nicht oft fern, gleich gar nicht Werbung, aber es gibt eine, die legt den Finger an die Wunde. Piep, Piep, Piep, in allen Tönen und Lautstärken. Bestimmt wisst ihr, was ich meine. Und mal eben  abgesehen von der Werbung, es piept wirklich überall. Allerorten. Es hupt, gongt, klingelt, piept und summt künstlich um uns herum. Ungefragt. Jeden Tag. Das nervt. Und am schlimmsten sind die Handys. Nicht das sie nicht praktisch sind, mal eben schnell anrufen, wenn man später kommt, weil man im Verkehr feststeckt. Klick, klack, klick, klack, sogar der Blinker macht mit. Fiep, fiep, die Ampel schaltet auf grün für die Fußgänger, sie hasten vorbei, viele mit dem Kopf gesenkt mit dem Blick auf das Handy. Was sind wir auch alle wichtig. Totale Kontrolle. Hey Schatz wo bist Du? Gibt es eigentlich noch Menschen, die ohne Handy auskommen? Denen ein stinknormales Teil zum Telefonieren langt, bei denen das Handy noch kein Statussymbol ist? Es gibt sie und auch die Handyverweigerer, es gibt jene die auf die Stahlen sehr empfindliche reagieren. Ich gehöre zu den Verweigerern. Ich habe noch nie eins gekauft, hab das alte Gebrauchte bekommen, das reicht. Das kann schon fast zuviel. Ich streike, will nicht lernen, wie es funktioniert. Ich lerne das genauso wenig wie die Abseitsregel beim Fußball. Im Grundprinzip habe ich es kapiert, aber es will gar nicht verstanden sein, weil es Wurscht ist. Mein Handy ist krank. Akku leer, Diagnose: Chronisch. Oh! Ach ja, und dann ist es hungrig, es hat nichts zum fressen, mein Geld meine ich, ich verweigere, bin ein "Vielleicht-lade-ich-dich-mal-auf-Verbraucher". Ja, vielleicht lade ich es auf, wenn ich in den Urlaub fahre. Urlaub, wer will schon in den Urlaub. Ich reg mich jedesmal auf. Es passen einfach nicht genug Bücher in die Reisetasche. Aber das macht ja dem Handy-Nutzer nix aus, er hat ja ne App mit gratis Hörbüchern. Für jedes Wehwehchen, für jede Spielerei gibt es eine App. Du weißt nicht, was du kochen sollst, was im Kino läuft, lies die aktuellen Nachrichten, hab Spaß und füttere den virtuelles Hausvieh. Keine Ahnung, wie du deine Zeit totschlagen kannst? Och dann spiel doch ein Onlinegame. Ein paar Monster abmurksen, eine Runde Auto fahren, Steine stapeln. Dafür gibt es auch Updates, neues Kartenmaterial, Bonus für extra Missionen. Für alles gibt es Apps, nur für mein Handy nicht. Nicht geupdatet. Wie sein Besitzer nicht up-to-date sein will, so ist mein Handy, individuell. Dann bekomme ich keinen SMS-Daumen, keinen Handy-Nacken. Keine i-Pod-Schulter, Handy-Ellenbogen, bestenfalls einen Maus-Arm, wenn ich es übertreibe. Oder ich geh das nächste Mal einfach nach Hause, wenn wieder alle im Kaffee mit ihren Handys spielen, das ist nicht multitasking, wenn man Eis essen und simsen kann, ohne sich dabei vollzusauen. Und wenn doch, dann zaubert man den Fleck-weg-Stift aus der Handtasche. Weiß gar nicht, trägt man die Dinger immer noch als Schweißsammler in der Achsel? Oder liegen die auch schon auf dem Müll, wie die vielen Handys, die irgendwo liegen, ausgemustert, veraltet, wertvoller Müll. Wie wäre es mit recyceln? Wie das geht zeigt das Video.