Herbst-Tagundnachtgleiche - das 4. Sonnenfest des Jahres


Heute ist Herbst-Tagundnachtgleiche. Das Vierte der Sonnenfeste. Der Sommer ist nun zu Ende, man spürt es, es ist kühl, neblig in der Früh, die Sonne hat noch Kraft, mittags ist es sehr angenehm. Ich liebe den Geruch, nach Ernte, Laub, aufgebrochener Erde, schwer vom Duft der Früchte, die sie wachsen ließ. Die Zeit des Gleichgewichts, (Waage), Zeit der letzten Ernten, Vorbereitung auf den Winter, Zeit für heißen Kakao mit einer Prise Chili dazu Butter-Dinkel-Kekse. Die könnte man genießen, mit einer vertrauten Person, Zeit für Gespräche und neue Pläne, der Winter kündigt sich an. Auch dazu gab es schöne Bräuche: z. B. die Ernte der Holunderbeeren, das mache ich morgen :-), heute gab es die Dekoaktion, die Kräuter, die im Sommer draußen waren, stehen nun sicher auf der Fensterbank. Daheim ist die Kartoffelernte im vollen Gange, anderorts sicher schon die erste Weinlese. Der Herbst hat schon was mit seinen lauen Tagen und doch recht frischen Nächten, mit all dem Rascheln des fallenden Laubes, das feucht vom Nebel winkend zu Boden fällt, zerfällt, Kraft fürs nächste Blatt im nächsten Jahr. Es raschelt und wispert um uns herum, Eichhörnchen sammeln letzte Nüsse ein. Auch für sie ist Erntezeit. Erntedank für uns alle. In den Kirchen ringsum liegen bald die kunstvollen Erntedankteppiche, wunderschön, filigran, bunt, harmonisch, stimmig. 

Wir Waldmenschen & Naturkinder stellen ein Teelicht in den Garten unter unseren Lieblingsbaum und denken an das was uns bewegt. Ich habe heute an "meinem" Baum etwas gefunden, was mit sehr wehgetan hat. Jemand hat ganz böse Löcher in die Rinde gehackt, jetzt läuft das Harz heraus. Wenn jemand weiß, ob man dem Baum helfen kann / soll, bitte mir unbedingt schreiben. Ich möchte nicht, dass der Baum noch mehr Schaden nimmt, das Harz verschließt ja die Wunde eigentlich. Aber vielleicht weint die Tanne ja auch mit mir. Ich bin heute wirklich traurig gewesen und jetzt erscheint mir das Ganze so grotesk, dass ich schon wieder kichern könnte. Dabei gibt es wirklich Wichtigeres als meinen kleinen dummen Kummer. Und es gibt Inseln im Alltag, allgegenwärtig, man muss nur hinschauen: Gestern z. B. sah ich früh einen Hufschmied in Aktion. Er hatte eine alte Lederschürze an, dicke abgewetzte Lederstiefel und eine blaue Schirmmütze. Nach getaner Arbeit steckte er sich eine Zigarette an und lehnte an der Wand und betrachtete das Pferd zufrieden. Zuletzt habe ich das gesehen, als ich ein kleines Mädchen war in der dörflichen Schmiede, die heute lang schon geschlossen ist, der Schmied ist gestorben, das Haus verkauft. Und die Frau, die meine Kindergärtnerin war, die bei ihm eine Mietwohnung hatte, mit einem Blumenfenster, in der eine rosa Neonleuchte brannte, ist weggezogen. Daran erinnerte ich mich und daran, wie ich bei Ihr das Schleifenbinden lernte. Und dass sie eine dicke Brille hatte, freundliche blaue Augen. So ist das, kleine Begebenheiten, man erinnert sich, die Sonne scheint gleich viel wärmer, Himmelsblau ist blauer, nur grasgrün will nicht grüner werden, wird jetzt dürr, welk, Herbst eben. Macht die Augen auf, für die kleinen Fingerschnipse im Alltag und macht die Augen zu, um noch ein wenig zu schwelgen in Erinnerungen.