Wenn einer eine Reise tut..


dann kann er was erzählen. Und ich möchte erzählen von der Nordsee, denn da war ich das erste Mal in meinem Leben. Eine ganze Woche: Wattenmeer, Ebbe, Flut, Wind, Regen, Sonnenschein, Windräder, Kühe, Weideland, Krabben und ein waschechter Friese mit Anhang. Der Anhang ist meine liebste und älteste Freundin, die ich leider viel zu lang entbehren musste. Aber so habe ich in diesem Urlaub etwas Wunderbares wieder gefunden. Wenn man nun mitten im Allgäu wohnt und dann auf einmal auf so flachem Lande steht, ist das schon sehr komisch, vor allem, wenn man jahrweise nur Berge sah. Auf einmal ist das Land weit, bis zum Horizont nichts als Weideland, das von Gräben durchzogen ist. Da ich Friesland nun nur mit Windrädern gesehen haben, sie in der Ecke wo ich war nicht so groß waren, fand ich sie da doch irgendwie passend, (Für und Wider sein hier hinten angestellt). Was mich wirklich erstaut hat, war die ungeheure Menge auf einen Flecke. Die zahlreichen Kühe die zufrieden auf den Weiden lagen schien es nicht zu stören, es war seltsam ruhig, nur der beständige Wind sag zwischen dem Schilf, dass dort Straßen und Wege säumt. Irgendwie kraftvoll wirkte das Land auf mich, aber anders als die Berge, die trotzig in den Himmel ragen. Da schmiegen sich kleine Häuser hinter dem Deich, um fast jedes stehen alte Bäume, es gibt Bauernhäuser, lang und breit, in die alles was zum Hof gehört hinein passt. Mit Klinkersteinen erbaut strahlen sie eine einladende Gemütlichkeit aus, in den kleinen Fischerhäfen gibt es unzählige Kaffees und Bäckereien, Souvenirshops und Teestuben. Auch ja der Tee, eigentlich wollte ich mir eine Kanne mitbringen, aber das habe ich irgendwie verpasst. Tee habe ich, Kluntje (Kandis) auch. In der  Speisekarte der Familie Heusipp auf Spiekerooge, wo wir herzhaft und urgemütlich zu Mittag aßen fand sich dieses Gedicht: 


"Toerst de Kluntje unnern drin,
nu sgenk de heete Tee man in.
Dann sall dat Knistern di beglücken,
wenn´t Kluntje fallt in Stücken.
En Loepel Rahm noch - ist dat klar, 
kummt bald dat Wulkje wunnerbar,
denn Sluck für Sluck de Tee probeern, 
man ja nich mit de Loepel röhrn!
Un is de Teestünn denn vörbi, 
pust ut dat Lucht - dat ra ick Di!"

So eine Teestunde ließ sich der Leiter des Buddelshiffmuseums in Carolinensiel nicht nehmen :-), nach Beendigung der Selben nahm er sich dann richtig viel Zeit, erklärte und hieß uns Modelle zusammenbauen. Obwohl sicherlich schon hunderte Male einem Touri erklärt, hatte er offensichtlich richtig viel Spaß daran, seine Gäste ein wenig auf den Arm zu nehmen. Überhaupt hatten oft die Einheimischen ein lustiges Funken in den Augen, wenn man sie etwas ausfragte über Land und Leute, Deich und Meer. Gelegenheit zum klönen fanden sich viele, sehr nett sind sie, die Friesen. ganz eigen der Dialekt. Und wenn man dann mit einem Kutter mitfährt und zuschauen darf, erklärt wird, geht das im normalem Deutsch aber anderer Betonung. Überhaupt sind sie sehr gastfreundlich und scheinen mir die "Ruhe weg zu haben". Und Ruhe findet man hier, ob bei endlosen Spaziergängen auf dem Deich oder auf einer der vielen Inseln, wo keine Autos fahren und die Straße aus Klinkersteinen gemacht sind. Es gibt sie hier, die stillen Gassen, wenn man sie weiter entlang geht, schlängelt sich der Pfad durch die Dünen. Nimmt man sich Zeit und schaut genauer hin, sieht man Pflanzen und Tiere, die nur hier gedeihen. Strandhafer oder Sandrogen z. B. wachsen hier unter extremen Bedingungen. Im Sommer wird der Sand brütend heiß, dazu bläßt der Wind und nimmt den Sand mit. Die Pflanzen sind fest, spröde, ihnen kann der Wind nichts anhaben. Mit meterlangen Wurzeln sind sie fest verankert, auch wenn der Wind die Pflanzen mit Sand zuschüttet, wachsen sie einfach weiter. Die Dünengräser sind es die den Sand zur Düne machen, welche den natürlichen Küstenschutz bildet und einem stetigen Wandel unterliegt. Eine Pflanze gibt es nur hier, das ist die Stranddistel, sie steht auf der Liste der gefährdeten Arten und darf nicht gepflückt werden. Die Pflanze schützt sich mit einer Wachsschicht vor Verdunstung und ist auf einen gewissen Salzgehalt im Boden angewiesen. Angewiesen auf Wind sind die Windmüller mit Ihren Windmühlen, die es hier oben auch gibt, wie in dem beschaulichen Ort Greetsiel, da stehen ihrer gleich zwei, welche  schon in einer Karte von 1590 / 1591 verzeichnet sind. Die Mühle befindet sich im Besitz des "Vereines zur Erhaltung der Greetsieler Zwillingsmühlen", in der Vorderen befindet sich eine Teestube, man kann die gesamte Technik hier anschauen, die noch erhalten ist. Besonders wenn es mal einen Regenschauer gibt, trinkt es sich hier gemütlich einen Tee. Vom Wetter her war es gar nicht so wie gedacht, ständig Wind, ganz klar, der mit der einsetzenden Flut auffrischte, ab und an mal ein Schauer, sonst lachte die Sonne, ich komm sicherlich wieder.